Mittwoch, 08.09.2021: Pokalspiel FC Astoria Walldorf 2 – U15 TSV 05 Reichenbach
Der Führungstreffer und die Niederlage
Als die Walldorfer zum Anpfiff um 19.00 Uhr nicht auf dem Platz erscheinen, hätte man es ahnen können: Die Letzten werden die Ersten sein. Ein Trikotproblem verzögert den Startschuss zur Jagd. Denn das wird der Walldorftrainer heute fordern: „Jagd sie!“

Walldorf stellt für Reichenbach einen wahren Gegner dar, was nicht bedeutet, dass sie chancenlos sind. Eine neu zusammengestellte Mannschaft sieht sich einem routinierten Gegner gegenüber, der wohl weiß, dass mit Trainers donnernder Stimme nicht zu spaßen ist. Und wo kämen wir da hin, wenn ein Pokalspiel von Spaß begleitet wäre? Den versteht der Walldorftrainer nicht – und schon gar nicht, als es in Minute 6 auf das Walldorfer Tor zugeht und Reichenbach die erste Ecke erhält. Die ersten 10 Minuten gehören dennoch Walldorf, dann spielt Reichenbach eine sehr gute Chance heraus, es gibt Szenenapplaus, die Reichenbacher sind am Zug, es folgt oben genanntes „Jagd sie!“ und der Spaß ist vorbei. In Minute 18 gelingt Walldorf ein Lattenschuss, danach ist Reichenbach wieder am Zug und in Minute 20 fällt das 0:1. Geht doch! Was wird der Walldorftrainer nun fordern? Blut, Schweiß und Tränen? Das 1:1 fällt nach Freistoß für Walldorf und das Flutlicht geht an. Trotzdem macht Walldorf Hundertprozentige nicht rein, ihnen gelingt aber erneut nach Freistoß das 2:1 kurz vor Ende der ersten Halbzeit.

Gegen 20.00 Uhr pfeift der Schiedsrichter zu Teil zwei an, der Walldorftrainer schreit zum wiederholten Male „Ruhiger!“ so laut, dass das Wort seine Bedeutung verliert, wie die Reichenbacher den Mut. Das 3:1 fällt in Minute 44, der Himmel nimmt die Nachtfarbe an, die gebeugte Haltung der Ersatzspieler auf der Bank spricht Bände.

Walldorf ist schneller, hat ein Heimspiel, eine Menge Publikum, foult den ein oder anderen guten Spielzug der Reichenbacher ungehemmt nieder und hat außerdem einen Trainer, der zwei Minuten vor Ende bei einer 3:1 – Führung seinen Spieler, der den Ball aus dem Seitenaus holt, auffordert: „Mach doch ruhig, renn doch dem Ball net hinnerher!“, was bedeutet, er fordert Zeitspiel. Pokalspielcharakter halt.
Leise verlässt Reichenbach nach Abpfiff den Platz. Mögen sie auch frustriert sein und sich nicht so mutig und selbstbewusst gezeigt haben wie der Gegner. Dass in der Ruhe die Kraft liegt, ist eine Weisheit, die sich sicher noch bewahrheiten wird. Reichenbach hat den Führungstreffer erzielt, das sollten sie mitnehmen aus diesem Spiel.
©Birgit Jennerjahn-Hakenes, www.wageundschreibe.de