“So viel mussten wir bis dato in noch keinem Match marschieren”, vernahm man aus dem Lager der knapp unterlegenen Mannschaft nach Spielende. “Was willst du gegen diese Robustheit im Zweikampf ausrichten?”, hatte noch in der Halbzeit indes einer der gegnerischen Akteure, obgleich letztlich siegreich, den in dieser Hinsicht guten Trainingsreiz unterstrichen.
Zwei Aussagen, die belegten, dass das Aufeinandertreffen der U15 des TSV Reichenbach und der Damenmannschaft des KIT SC am Adenauerring ein durchaus besonderes war. Mit 2:1 durften die Reichenbacher Gäste nach 80 kraftraubenden Minuten die Heimreise antreten. Sie waren dabei nicht nur um die Erkenntnis reicher, dass (Frauen-)Erwachsenenfußball wehtun kann, sondern dass bei mehr gegnerischer Torhüterkompetenz eben auch genaueres Zielverhalten gefragt ist.
Von Beginn an drückten die Waldbronner Gäste in der in jeglicher Hinsicht “attraktiven” Begegnung auf die Tube und agierten noch unter den Eindrücken der bayrischen Champions-League-Gala am Vorabend mit einer großen Präsenz um das Spielgerät. Kaum konnten sich die Gegnerinnen aus diesem hohen (Gegen-)Pressing befreien, ließen bei cleveren Kontern aber dennoch immer wieder ihre Routine im Umschaltmoment aufblitzen.
Großes Manko auf Seiten des Verbandsliga-Teams war an diesem Spätnachmittag aber die Chancenverwertung – trotz klarster Gelegenheiten blieb es bis zur Pause so bei nur einem eigenen Treffer. Bei ebendiesem kam jedoch – nahezu lehrbuchhaft – ein weiteres über die letzten Trainingswochen sichtlich in Fleisch und Blut übergegangenes fußballerisches Mittel aus dem modernen Fußball zum Einsatz: das Hinterlaufen. So hatte Außenverteidiger Louis Brendelberger über die linke Angriffsseite mustergültig Torschütze Marvin Saatzer bedienen können.

In der Folge bissen sich die Angreifer der Blau-Weißen jedoch ein ums andere Mal die Zähne an den “Krakenarmen” der gegnerischen Torspielerin Chiara Savic aus. Wo diese bereits geschlagen war, rettete am Ende das Aluminium. Man hielt es bei mehreren zielstrebigen Kopfballversuchen von Luca Schätzle vor allem irgendwann mit dem Reichenbacher Offensivmann, weil ein eigenes Tor dessen Fabelauftritt an diesem Tag noch gekrönt hätte. In beeindruckender Manier wirbelte der pfeilschnelle Hüne, erstmalig im offensiven Mittelfeld der Verbandsliga-Truppe aufgeboten, nämlich immer wieder die gegnerische Hintermannschaft durcheinander.


Wenig zu kritisieren gab es zum Pausentee und so blieb es beim Appell des Übungsleiters mehr Konsequenz in den Abschlüssen zu zeigen. Aber es sollte anders kommen: Nach einem Abstimmungsproblem und fehlender Kommunikation in der Hintermannschaft der Gäste durfte Celina Geiss beim 1:1 ihre grünen Farben wieder hoffen lassen. Durchaus skuril der Treffer, überwand die in Sachen Einsatz und Präsenz vorbildliche Führungsspielerin des KIT SC (in Personalunion Torwarttrainerin beim TSV Reichenbach) doch dabei mit Keeper Ro Med Wan Sakin ihren eigenen Schützling.
Die U15 schüttelte sich kurz, setzte aber nach dem Gegentreffer sofort wieder ihr offensives Treiben fort. Doch es blieb lange Zeit so, wie auch vor dem Pausenpfiff: Der Ball wollte einfach nicht den Weg über die Linie finden. Also musste wie schon in der Vorwoche einmal mehr die Schusskraft von Lauren Halili herhalten. Wie ein Abziehbild seiner Treffer gegen Bretten schlug das Leder beim 2:1-Führungstreffer im rechten oberen Toreck ein.

Obgleich die Reichenbacher konditionell zunehmend bestens vorbereitet zu sein scheinen und das Tempo kaum weniger wurde, war es gut, dass an diesem Tag vier Gastspieler aus der eigenen U14 den eigenen Kader verstärkten: Einen tollen Job verrichteten Mikhail Akbaba, Cassian Dischinger, Fabian Bochat und Christin David und fügten sich nahtlos in das blau-weiße Kollektiv ein.
Durchaus dankbar konnte man auf Seiten der Gäste für die junge Untersützung aus dem Nachwuchsteam vor allem deswegen sein, weil man sich vor Spielbeginn noch mit dem guten Schiedsrichter Lukas Buck “heimlich” auf 80 Spielminuten geeinigt hatte. Auch der Referee hatte während der “Verhandlungen” über die Dauer der Partie schon anklingen lassen, dass er bis dato mit so einer exotischen Spielansetzung noch nicht kontrontiert gewesen aber deswegen sehr gespannt sei. Wie auch der Rest der begeisterten Zuschauer dürfte sich aber auch der Unparteiische letztlich insgeheim gewiss über ein hochklassiges Fußballspiel und damit ein gelungenes Experiment gefreut haben.