02.09.2021: Kit SC Damen (Verbandsliga Baden) vs. TSV Reichenbach U15 3:6 – Von Männern und Hinterfrauen
Beim Aufwärmen verschwindet die Sonne hinter den Bäumen, aber die Neonstutzen der Reichenbacher leuchten bald wie Glühwürmchen im Abendlicht. Nette Atmosphäre, um einen der letzten Sommerabende 2021 ausklingen zu lassen. Die Musik im Hintergrund, die Sporttreibende Studentinnen aufgelegt haben, könnte auch von einer Strandbar kommen. Dem Gegner geschuldet heißen die Reichenbacher Jungs heute Männer. Sie sind zum größten Teil 14 und testen sich im Spiel gegen Verbandsligafrauen. Der Schiri ist als erster auf dem Platz, danach wagen sich die Frauen in Schwarz in seine Nähe, obwohl er Rot trägt. Wer wird Hemmungen haben? Die Frauen jedenfalls nicht. Kurz nach Anpfiff geht es sofort zur Sache und sie erzielen einen Torschuss nach wenigen Sekunden.

Trotzdem stellt sich die Frage: Heißt es heute Hintermann und Hinterfrau? Nach wenigen Minuten rollt der Ball knapp am linken Pfosten der Torfrau vorbei, die in Folge reichlich Arbeit auf den Tisch bzw. vor die Füße und in die Hände bekommt. Allerdings laufen die Reichenbacher gerne mal ins Abseits. Aber das verdiente 1:0 für Reichenbach fällt endlich.

„Super Männer“, ruft der Trainer und lässt rätseln, ob er das zusammen oder auseinander schreibt. Das Umschalten, das er verlangt, versteht man nur bedingt, das Programm ist doch perfekt!?

Die erste Ecke für Reichenbach führt zur zweiten, führt zum Fasttor. Chancenverwertung ist wieder Thema. Dennoch erzielen sie das 2:0, das wie folgt vom Trainer der KIT-Frauen kommentiert wird: „So darf er net durchlaafe“. Logisch, er rollt ja auch, der Ball – und wie. Hin und her, kreuz und quer, beide Mannschaften nehmen das Testspiel ernst.

Das 2:1 fällt etwas glücklich für die Frauen, wohingegen das 2:2 – ein sehenswerter Fernschuss von außerhalb des 16ers ins linke obere Eck des Reichenbachtors – das Spiel wieder spannender macht. Das bejubelte 3:2 für Reichenbach ist mal wieder Abseits, Freistöße und Fouls sind gleichmäßig verteilt, eine gelbe Karte gibt es für einen Reichenbacher, der den Ball nach Schiedsrichterpfiff wegschlägt, aber alle müssen grinsen. „In dem Alter sind sie noch hitzig“, sagt der Trainer der KIT-Frauen. Mit 2:2 geht es in die Pause.

In Halbzeit zwei bieten die Neonstutzen der Reichenbacher eine gute Orientierung. Auch ihr Torwart in Sonnengelb ist gut zu sehen, während die Torfrau der KIT-Frauen in Grün mit dem Kunstrasen eins wird. 3:2 übrigens für die Männer, jetzt wirklich, dem folgen zwei Hundertprozentige, die sie zu zweihundert Prozent nicht reinmachen. Ihr Trainer empfiehlt vom Spielfeldrand einem Spieler: „Entweder Torschuss oder Vorlage!“ Ein weiterer Freistoß endet im 4:2, das lassen sich die Frauen, die im Übrigen Hintermänner heißen, nicht bieten – 4:3. Sie wollen auf jeden Fall den Ausgleich, aber ein eingewechselter Reichenbachstürmer wird Maßstäbe setzen, als die Chancenverwertung dem Trainer ein: „Jungs, Tore machen!“, entlockt und selbst ein Spieler bei einer Ecke seine Kameraden auffordert: „Kriegt das Ding rein, Jungs. Jungs? Keine Männer mehr? Egal, 5:3, 6:3. Gegen Ende werden sie so richtig warm – die Männer … und spielen wie Jungs. Beim letzten Abseits schreien Spieler wie Zuschauer: „Niemals Schiri!“, aber der hält die Hand selbstbewusst oben – allein sein Grinsen spricht Bände. Ein sehr sympathischer Schiedsrichter. Einer, dem man Fehlentscheidungen verzeiht, weil er gute Arbeit leistet, sich ruhig und besonnen darstellt. Das Testspiel am Kinoabend Donnerstag war keine Fehlentscheidung, sondern gute Unterhaltung.
©Birgit Jennerjahn-Hakenes, www.wageundschreibe.de